Der sinnliche Klimt

Klimt - der Kuss - Detail

Klimt – Erotik im Jugendstil

Gustav KlimtGustav Klimt (Wien 1826 – 1918). Wenn von Erotik und Jugenstil die Rede ist muss er an erster Stelle stehen. Zeitlebens hat der geniale Wiener Künstler sich mit dem Thema „Frau“ auseinandergesetzt und zahllose weibliche Porträts und Aktzeichnungen angefertigt. Für jedes Ölbild hat er Hunderte Skizzen entworfen, angeblich konnte man in seinem Atelier zu jeder Zeit ein Modell antreffen.

Darüber hinaus wurde Klimt in eine Epoche hineingeboren, die sich gegen die Prüderie des bürgerlichen 19. Jahrhunderts auflehnte. Er wollte die ihm so wichtige, verheimlichte Erotik und die damit verbundenen Probleme offen legen und hatte durch diese Provokation immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

Klimt und Gold

Sein Stil ist gekennzeichnet durch die Vereinigung einer naturalistischen, sinnlich-erotischen Frauendarstellung mit ornamental gestalteten, orientalisch beeinflussten Flächen, die oft intensiv farbig und hart begrenzt sind. Durch Goldflächen ist man oft an Ikonen erinnert.

Klimt-Danae 1907
„Danae“ 1907

Danae ist die mythologische Figur, die von Zeus in Gestalt eines Goldregens geliebt wird. Bei Klimt wird alles Erzählende verbannt, das Sujet wird als zeitloser Augenblick erfasst. Danae, in deren Leib der Goldregen gleitet, wird zum Sinnbild einer sich selbst genügenden Sexualität. Selbstvergessen und selbstversunken gibt sie sich in verzerrter Perspektive ihrer erotischen Weiblichkeit hin. Die Wahl des Ausschnitts sexualisiert den ganzen Körper während das Ornament Distanz erzeugt.

Es ist diese Spannung, die höchste erotische Wirkung erregt. Selten zeigt Klimt in seinen Gemälden eine sich in solchem Maße hingebende Frau wie in Danae. Das Gemälde ist damit eines der wenigen, das den Zeichnungen des Künstlers nahe kommt, in denen er sich fast obsessiv für die sexuelle Lust der Frau interessiert. Ihn fesselte das Sinnliche des weiblichen Körpers, aber noch mehr das Geheimnis der weiblichen Psyche.

Klimt - Studie zu Danae um 1907
Studie zu Danae um 1907

Klimt und die Wollust

Die Femme fatale wurde um 1900 zum Inbegriff des Objekts der Begierde, die Sehnsucht danach und die gleichzeitige Ablehnung ist das zentrale Thema in Klimts Frauendarstellungen, der sie mit ihren sinnlich wallenden, oft roten Haaren als männerverschlingende Fabelwesen oder Hexen, dämonisch und unberechenbar darstellt.

Klimt-Detail Beethovenfries 1902
Detail „Beethovenfries“ 1902

Besonders offensichtlich wird das bei den anschaulich gestalteten Frauengestalten für Wollust, Unkeuschheit und Völlerei in seinem „Beethovenfries“. Er stellt an Hand von Beethovens 9. Symphonie die Sehnsucht und die Suche nach dem Glück dar. Die Leiden der schwachen Menschheit wollen überwunden werden, erst wenn auch die sinnlichen Verführungen dieser Welt erfolgreich bekämpft sind, gelingt mit Hilfe der Kunst ein reines Glück in der reinen Liebe.

Siegmund Freud beschreibt den Konflikt zeitgleich als “Kulturleiden”, wo der Mann liebt, begehrt er nicht und umgekehrt. Es mag auf Klimt zugetroffen haben: der lebenslange Junggeselle hatte in Emilie Flöge eine Frau an seiner Seite, die er liebte und bewunderte, der er oft täglich fünf Postkarten schrieb, die er aber nicht begehrte.

Seine sexuellen Bedürfnisse befriedigte er mit seinen “süßen Wiener Mädeln” in seinem Atelier.  Bei „Wollust, Unkeuschheit und Unmäßigkeit“ ist die Erotik von schockierender Sinnlichkeit. Die Frau als Verführerin, das Sinnbild des Objekts der Begierde als Symbol für die Angst des Mannes vor dem eigenen Trieb.

Klimt der Zeichner

In seinen Zeichnungen sind die Frauen meistens nackt und verharren im Reich des Somnambulen. Sie räkeln sich, manchmal sexuell mit sich selbst, zuweilen auch mit einer weiteren Frau beschäftigt.

Klimt - 2 sich umarmende junge Mädchen
„Zwei sich umarmende junge Mädchen“

Klimt interessiert der erotisch stimulierende, erregende Körper. Mit nur wenigen Strichen deutet er an. Ausgesprochen wird nichts.

Klimt-„Zwei liegende Rückenakte“
„Zwei liegende Rückenakte“

Der Betrachter bleibt im Unklaren. Vom Geschlechtsakt ist keine Rede. Aber auszuschließen ist er auch nicht. Ebensowenig wie die Möglichkeit, dass es sich lediglich um zwei schlafende Frauen handelt. Und das Ungesagte, das Nicht-Gezeigte ist voll des sinnlichen Reizes, dem man sich nicht entziehen kann.

Titelbild: „Der Kuss“ – Detail
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Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde
Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde

Auszug aus der Beschreibung:

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