Der über-erotische Correggio

Correggio - Maria Magdalena

Ruhe und Heiterkeit in der Erotik

Antonio Allegri, Antonio da Correggio, kurz Correggio
(1489 – 1534 Correggio)

Die Zeit des Correggio war die der großen Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Tizian, die sich in allgemeiner Bewunderung sonnten und glänzten. So blieb das reiche Talent Correggios ohne jede äußere angesehene Stellung dem Interesse der Öffentlichkeit eher abgewandt.

Diese Zurückgezogenheit aber scheint zur Begründung und Ausbildung seines künstlerischen Charakters, zu jener stillen Heiterkeit und kindlichen Freude am Schönen, zu einer hinreißenden Innigkeit seiner Bilder geführt haben. Ohne die Störungen durch äußere glänzende Verhältnisse war er ganz seiner Kunst verhaftet und so gelang ihm die kraftvolle Entwicklung seiner unglaublichen Begabung.

Die Erotik bei Correggio

Wenn hier von Erotik die Rede sein soll, so fällt es bei Correggio sehr schwer, passende Beispiele auszuwählen, da eigentlich alle seine Werke von Erotik geradezu durchdrungen sind. Alle seine Bilder zeichnet eine Gefühlswelt aus, wie sie ziemlich einzigartig ist. Lebendigkeit der Empfindung, eine fast schwelgerische Schwärmerei durchdringt die Dargestellten und verleiht ihnen eine bestechende erotische Ausstrahlung.

Correggio-Leda mit dem Schwan
„Leda mit dem Schwan“

Es ist ein heitere Welt, die wir hier erleben, die uns gestattet uns ganz der Sinnlichkeit hinzugeben. Die Wollust ist hier erlaubt und eins mit dem Himmel, nichts Böses wird ihr unterstellt, der Eros in seiner reinsten Form. Die Lust ist Glückseligkeit und erlaubter Genuss und Teil der Lebensfreude.

Die Begierde wird zu einer so selbstverständlichen Empfindung, dass sie fast naiv und kindlich wird, Correggio nimmt das Paradies auf Erden vorweg. Der von Leidenschaft durchpulste Körper enthält eine von himmlischer Liebe durchdrungene Seele, die jegliche Lüsternheit zu rechtfertigen scheint. So ist seine Erotik eine süße, ja liebliche Empfindung voll heiterer Gelassenheit.

Correggio "Danae"
„Danae“

Der erotische Reiz wird gesteigert durch die Schönheit der Dargestellten, sie scheinen makellos und zeigen sich in graziösen, gefälligen Stellungen. Sie haben wunderbare, idealisierte Körper, die mit ihren wunderbaren Proportionen unsere Begehrlichkeit wecken.

Über seinen Bilder liegt eine große Ruhe, die durch seine genialen Licht-Schattenmalerei entsteht, unterstrichen durch die Harmonie der Farben, die in perfekten Abstimmungen ineinander gleiten und in leuchtender Kraft die Stofflichkeit der dargestellten Materie fühlbar machen.

Correggio – Eva mit dem Apfel

In seiner Zeichnung vermisst man den Adel und die Schönheit eines großen Stils, es scheint als vermeide er die geraden Linien und es entsteht ein Durcheinanderwogen von konvexen und konkaven Linien.

Correggio-Eva mit Apfel
„Eva mit Apfel“

Sein stetiges Bestreben, seinen Formen eine reizende, überraschende Ansicht abzugewinnen, trieb ihn gelegentlich zu Verkürzungen, die in der Regel entstellen, bei ihm aber den beabsichtigten Ausdruck verstärken, denn es ist nicht zu verkennen, dass er dadurch die wunderbarsten Wirkungen erzielt – s. die Zeichnung „Eva mit dem Apfel“.

Auch hier, wie schon oben besprochen, wird das Sujet von Correggio ganz anders interpretiert. Bei ihm ist die gefährliche Verführung befreit von der Last des Verbotenen, sie ist eine sinnliche Einladung, eine stille Erwartung kommenden Glücks.

Niemals vorher und niemals nachher wurde die eigentliche Bedeutung des Eva-Apfel-Mythos so klar ausgesprochen. Kindlich-lasziv bietet Eva sich selbst an, der Apfel ist nur das Lockmittel, sie quasi sein verlängerter Arm.

Titelbild: „Maria Magdalena“

Mehr zu Correggio bei Wikipedia
Sein Zeitgenosse Parmigianino

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Art - Über 2500 Kunstwerke
Art – Über 2500 Kunstwerke

Auszug aus der Buchbeschreibung:

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Der sinnliche Klimt

Klimt - der Kuss - Detail

Klimt – Erotik im Jugendstil

Gustav KlimtGustav Klimt (Wien 1826 – 1918). Wenn von Erotik und Jugenstil die Rede ist muss er an erster Stelle stehen. Zeitlebens hat der geniale Wiener Künstler sich mit dem Thema „Frau“ auseinandergesetzt und zahllose weibliche Porträts und Aktzeichnungen angefertigt. Für jedes Ölbild hat er Hunderte Skizzen entworfen, angeblich konnte man in seinem Atelier zu jeder Zeit ein Modell antreffen.

Darüber hinaus wurde Klimt in eine Epoche hineingeboren, die sich gegen die Prüderie des bürgerlichen 19. Jahrhunderts auflehnte. Er wollte die ihm so wichtige, verheimlichte Erotik und die damit verbundenen Probleme offen legen und hatte durch diese Provokation immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

Klimt und Gold

Sein Stil ist gekennzeichnet durch die Vereinigung einer naturalistischen, sinnlich-erotischen Frauendarstellung mit ornamental gestalteten, orientalisch beeinflussten Flächen, die oft intensiv farbig und hart begrenzt sind. Durch Goldflächen ist man oft an Ikonen erinnert.

Klimt-Danae 1907
„Danae“ 1907

Danae ist die mythologische Figur, die von Zeus in Gestalt eines Goldregens geliebt wird. Bei Klimt wird alles Erzählende verbannt, das Sujet wird als zeitloser Augenblick erfasst. Danae, in deren Leib der Goldregen gleitet, wird zum Sinnbild einer sich selbst genügenden Sexualität. Selbstvergessen und selbstversunken gibt sie sich in verzerrter Perspektive ihrer erotischen Weiblichkeit hin. Die Wahl des Ausschnitts sexualisiert den ganzen Körper während das Ornament Distanz erzeugt.

Es ist diese Spannung, die höchste erotische Wirkung erregt. Selten zeigt Klimt in seinen Gemälden eine sich in solchem Maße hingebende Frau wie in Danae. Das Gemälde ist damit eines der wenigen, das den Zeichnungen des Künstlers nahe kommt, in denen er sich fast obsessiv für die sexuelle Lust der Frau interessiert. Ihn fesselte das Sinnliche des weiblichen Körpers, aber noch mehr das Geheimnis der weiblichen Psyche.

Klimt - Studie zu Danae um 1907
Studie zu Danae um 1907

Klimt und die Wollust

Die Femme fatale wurde um 1900 zum Inbegriff des Objekts der Begierde, die Sehnsucht danach und die gleichzeitige Ablehnung ist das zentrale Thema in Klimts Frauendarstellungen, der sie mit ihren sinnlich wallenden, oft roten Haaren als männerverschlingende Fabelwesen oder Hexen, dämonisch und unberechenbar darstellt.

Klimt-Detail Beethovenfries 1902
Detail „Beethovenfries“ 1902

Besonders offensichtlich wird das bei den anschaulich gestalteten Frauengestalten für Wollust, Unkeuschheit und Völlerei in seinem „Beethovenfries“. Er stellt an Hand von Beethovens 9. Symphonie die Sehnsucht und die Suche nach dem Glück dar. Die Leiden der schwachen Menschheit wollen überwunden werden, erst wenn auch die sinnlichen Verführungen dieser Welt erfolgreich bekämpft sind, gelingt mit Hilfe der Kunst ein reines Glück in der reinen Liebe.

Siegmund Freud beschreibt den Konflikt zeitgleich als “Kulturleiden”, wo der Mann liebt, begehrt er nicht und umgekehrt. Es mag auf Klimt zugetroffen haben: der lebenslange Junggeselle hatte in Emilie Flöge eine Frau an seiner Seite, die er liebte und bewunderte, der er oft täglich fünf Postkarten schrieb, die er aber nicht begehrte.

Seine sexuellen Bedürfnisse befriedigte er mit seinen “süßen Wiener Mädeln” in seinem Atelier.  Bei „Wollust, Unkeuschheit und Unmäßigkeit“ ist die Erotik von schockierender Sinnlichkeit. Die Frau als Verführerin, das Sinnbild des Objekts der Begierde als Symbol für die Angst des Mannes vor dem eigenen Trieb.

Klimt der Zeichner

In seinen Zeichnungen sind die Frauen meistens nackt und verharren im Reich des Somnambulen. Sie räkeln sich, manchmal sexuell mit sich selbst, zuweilen auch mit einer weiteren Frau beschäftigt.

Klimt - 2 sich umarmende junge Mädchen
„Zwei sich umarmende junge Mädchen“

Klimt interessiert der erotisch stimulierende, erregende Körper. Mit nur wenigen Strichen deutet er an. Ausgesprochen wird nichts.

Klimt-„Zwei liegende Rückenakte“
„Zwei liegende Rückenakte“

Der Betrachter bleibt im Unklaren. Vom Geschlechtsakt ist keine Rede. Aber auszuschließen ist er auch nicht. Ebensowenig wie die Möglichkeit, dass es sich lediglich um zwei schlafende Frauen handelt. Und das Ungesagte, das Nicht-Gezeigte ist voll des sinnlichen Reizes, dem man sich nicht entziehen kann.

Titelbild: „Der Kuss“ – Detail
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Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde
Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde

Auszug aus der Beschreibung:

TASCHEN präsentiert in diesem prachtvollen und von der Kritik gefeierten Band des Klimt-Spezialisten Tobias Natter das komplette Werk Klimts vom frühen Salonmaler über die berühmten Frauenporträts bis zu den späten Landschaften, seinem zeichnerischen Werk und, speziell für diesen Band angefertigten Detailaufnahmen des Stoclet-Frieses.

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