Der Realismus bei Courbet

Courbet - Frau mit Papagei

Aufsehenerregend und schockierend

Gemeinsam mit anderen Künstlern und Intellektuellen wie Charles Baudelaire oder Pierre-Joseph Proudhon war Gustave Courbet  (1819 Ornans bei Besançon – 1877 La-Tour-de-Peilz/Schweiz) maßgeblich an der Entwicklung des Realismus beteiligt und avancierte letztlich zu dem französischen Hauptvertreter dieser Stilrichtung. Genau dieser Realismus macht seine Bilder so aufsehenerregend und schockierend provokant.

Courbet-Femme nue au chien
„Femme nue au chien“

Courbet und der Ursprung der Welt

Es gibt kein anderes Bild, das ein besseres Beispiel für diesen Realismus darstellen könnte als „Der Ursprung der Welt“ (Öl auf Leinwand). Es entstand 1866 als Auftragsarbeit für den ägyptischen Diplomaten und Kunstsammler Khalil Bey und hängt heute im Musée d’Orsay in Paris.

Courbet - „Der Ursprung der Welt“
„Der Ursprung der Welt“

Es wurde viel über dieses Bild gesagt und geschrieben, ich würde gerne davon Abstand nehmen. Dass der Schoß der Frau für den Beginn des Lebens und der Geburt des Menschen steht, muss nicht erwähnt werden, damit ist der Titel des Bildes hinlänglich erklärt.

Dass die Vulva der Frau, viel mehr als der Penis des Mannes, den Inbegriff der Sexualität darstellt muss hier auch nicht besprochen werden.

Mir geht es, wie bei allen anderen Bilder dieses Blogs, nur um die erotische Wirkung, die das Gemälde auslöst – und die ist ganz fraglos enorm. Hier wird nicht angedeutet, sondern ausgesprochen, direkt und daher provozierend ohne provokant sein zu wollen.

Gemälde oder Fotografie?

Es handelt sich hier ganz einfach um die naturalistische Darstellung des weiblichen Geschlechts, das sich uns ästhetisch schön präsentiert. Die Schamlippen sind ganz leicht geöffnet ohne zuviel preiszugeben, die Haare kräuseln sich in perfekter Dreiecksform, darüber wölbt sich ganz zart der Bauch mit dem Nabel und zieht unser Auge weiter hinauf zur Brust, die nur zu einem kleinen Teil entblößt ist.

Doch unser Blick wandert gleich wieder hinunter, zu faszienierend ist der intimste Bereich der Frau, der sich selten so bloß und ohne Scham der Öffentlichkeit zeigt. Und das ist, glaube ich, der Punkt: die Vulva wird gezeigt, ohne jegliche Aufdringlichkeit. Die Schenkel der Frau sind leicht gespreizt, aber sie bietet ihr Geschlecht nicht an, wir dürfen nur zufällig hinschauen. Nichts ist ördinär oder lasziv an diesem Bild.

Wir denken wieder an den Titel, den Courbet diesem Gemälde gegeben hat und sind doch in höchstem Maße erotisch stimuliert. Das liegt aber nicht nur am Sujet, das auch unerotisch dargestellt werden könnte. Es liegt an der unglaublichen, fast fotografischen Genauigkeit, mit der jedes Detail wiedergegeben ist, ganz besonders ist es die genial wirklichkeitsnahe Qualität der Haut. Eine Meisterleistung der erotischen Kunst.

Titelbild: „Frau mit Papagei“

Mehr dazu bei Wikipedia