Das frühe 20. Jahrhundert
Durch die nun mögliche Vervielfältigung eines Fotos und Zugängigkeit für alle nahm die Aktfotografie einen rapiden Aufschwung. Die Grenzen zwischen erotischen Bildern und pornographischen Darstellungen waren zunehmend verschwommen und ließen sich bald nur mehr schwer abgrenzen.
Die meisten Fotografen machten ihr Geld mit illegalen, dafür aber für alle erschwinglichen Nacktfotos. In Frankreich entstanden unter dem Decknamen erotische „Postkarten“ pornografische Abbildungen, die um 1900 großen Anklang fanden. Sie waren natürlich nicht zum Versenden gedacht – was verboten gewesen wäre – und wurden sie unter dem Ladentisch gehandelt.
Zu den bedeutenden Vertretern zählten Jean Agélou oder Julian Mandel, in Deutschland Rudolf Franz Lehnert & Ernst Heinrich Landrock und in den Vereinigten Staaten Charles Gilhousen.
1920 – 1930
Ab den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man zu experimentieren und wieder kommen die Künstler ins Spiel. Nackte Körper wurden in Szene gesetzt und es begann ein Spiel mit Licht und Perspektiven.
Darunter wieder grosse Namen wie André Kertesz. Mitte der 20er Jahre zog er nach Paris und schuf seine „Distortions“, Verzerrungen, die er mit Spiegeln erreichte. Sie wurden damals nicht verstanden und daher nicht sehr geschätzt. Etwa 10 Jahre später emigrierte er in die USA und machte sich einen Namen bei Vogue oder Harper’s Bazaar.
Auch Man Ray machte in den 1930er Jahren sehr erotische Aktfotos, nicht zuletzt wegen seiner Begeisterung für schöne Frauen. Sein bevorzugtes Modell war Geliebte und Muse Kiki de Montparnasse. Er erreichte bemerkenswerte Effekte durch doppelte Belichtung der Fotos.
Der Deutsche Herbert List übte mit seiner Art, die Dinge ins Licht zu setzen, einen großen Einfluss auf die moderne Fotografie aus. List ging es darum,
„das Magische der Erscheinung im Bild zu erfassen“, um eine „visionäre Stärke“ und weniger um technische Vollkommenheit.
Ab den 1950er Jahren zeigt sich die Aktfotografie freier und unbekümmerter. Es wird nicht mehr nur in Ateliers fotografiert sondern zunehmend im Freien, in der Natur und auf offenen Plätzen.
Spätestens jetzt liegt die Einordnung in Erotik oder Pornografie ausschließlich im Auge des Betrachters. Letztlich kann man sich aber darauf berufen, dass Kunst – wenn es denn Kunst ist – immer erotisch ist und nicht pornografisch.
Titelbild: McIntosh – Evelyn Nesbit um 1905
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Auszug aus der Buchbeschreibung:
Ein bedeutender Meilenstein in Lagranges beachtenswerter Publikationslaufbahn. In ausschließlich neuen Arbeiten zeigt Lagrange sein vielseitiges Talent. Ein Muss für jeden Liebhaber der eleganten Aktfotografie. Nur mit Hingabe und beneidenswertem Können lässt sich eine Kunst wirklich beherrschen.