Die plakative Erotik bei Walde

Walde- Vier Badende, 1925

Plakate und Erotik

Alfons WaldeAlfons Walde (Oberndorf 1891-1958 Kitzbühel) wurde in Salzburg geboren, übersiedelte aber schon ein Jahr später nach Kitzbühel in Tirol, wo er seine lebenslange emotionale und auch künstlerische Heimat fand.

Walde hat schon als Kind mit Aquarellen und Temperabildern auf sich aufmerksam gemacht, bevor er an der Technischen Universität in Wien seine Studien begann.

Während des Ersten Weltkriegs war er als Fähnrich in Südtirol und Bosnien stationiert und wurde mehrfach ausgezeichnet. Ab 1918 war er wieder in Kitzbühel und schuf schon bald seine berühmten verschneiten Bergdörfer, beschwingten Schifahrer und bäuerlichen Szenen.

Das Plakative bei Walde – im Winter

Mit seinem großen Talent fürs Plakative entstanden zwischen 1920 und 1938 jene Plakate der Winterlandschaften und Wintersportmotive mit blockhaften Figuren in strengen Kompositionen und kräftigen Farben, mit denen er seine Heimat gekonnt touristisch vermarktet und die ihn international bekannt machten. Seine Begabung für die Schaffung atmosphärischer Dichte zeichnen diese Werke aus, die weit über bloße Werbemittel hinausgehen.

Walde - Nackte vor der Almhütte
“Nackte vor der Almhütte”

Mit dem Bild “Nackte vor der Almhütte” gelang Walde eine geglückte Symbiose von Natur und nackten Körpern: eine prachtvolle Landschaftskulisse als gelungener Prospekt für ein Wintersportparadies und drei aufreizende Akte, die im Vordergrund die Natur überhöhen.

Sein Talent war eine gewisse Unschärfe der Darstellung und eine große Beherrschung der Lichteffekte, die den weißen Schnee gleißend erstrahlen und die nackten Körper leuchten lassen. Oft musste er sich den Vorwurf als Maler von allzu lieblichen Idyllen gefallen lassen, aber sehr oft wird auch die perfekt in Szene gesetzt Einsamkeit der Berghäuser und die Isoliertheit und Anonymität der Menschen in der rauen Natur übersehen, die diese Idyllen überschatten.

Das Plakative bei Walde – im Sommer

Es gibt auch eine Sommervariante zu den „Nackten vor der Almhütte“ : die „Badenden im Schwarzsee“, wo der erotische Aspekt die Naturdarstellung überlagert. Durch das Fehlen von räumlicher Tiefe werden die nackten Körper fast schamlos an den Betrachter gedrückt.

Walde - Badende am Schwarzsee
„Badende am Schwarzsee“

Dennoch betritt dieser ihre Intimsphäre als ungebetener Besucher. Die drei Frauen sind ganz und gar miteinander beschäftigt in gänzlich ungezwungener Natürlichkeit der Bewegungen und würdigen ihn keines Blickes. Somit wird er zum unschuldigen Voyeur, was den sinnlichen Reiz des Bildes ausmacht.

Walde und sein erotisches Werk

Weniger bekannt war lange Zeit, dass er auch ein reiches erotisches Werk geschaffen hatte mit zahlreichen Aktbildern, die teilweise erst in jüngster Zeit veröffentlicht wurden.

Walde-„Sitzende mit übergeschlagenem Bein“
„Sitzende mit übergeschlagenem Bein“

Auch bei dem Akt „Sitzende mit übergeschlagenem Bein“ gelingt ihm durch zeichnerische und farbliche Unschärfe eine geheimnisvoll erotische Atmosphäre. Die fast obszön-laszive Haltung der Frau, der aufdringlich in den Vordergrund drängende Schenkel mit Hüfte, das von der Brust rutschende Unterkleid, die fleischliche Üppigkeit des Körpers, die grellroten Lippen und der lüsterne Blick machen die Porträtierte zu einer fast ordinär sexuellen Herausforderung.

Das für mich erotischste aller seiner Bilder ist keines seiner Akte, sondern „Erotikum“ von 1925. Es ist noch stark dem Jugendstil verwandt und eine verheißungsvolle Einladung zu sinnlichen Genüssen.

Alfons Walde - „Erotikum“, ca. 1925
„Erotikum“ ca. 1925

Der stärkste Reiz liegt in dem Kontrast von heller Haut und dunklem Hintergrund, der den Körper so begehrenswert macht. Sie verdeckt ihn teilweise mit einem Pelz, was die Lust erweckt, ihn ganz zu sehen. Er ist biegsam und weich. Die Frau selbst wendet den Kopf, ihre weißen Zähne leuchten aus einem dunkelrot geschminkten Mund und in ihren Augen liegt ein Blick wie eine Aufforderung. Der Mittelpunkt aber ist ihre linke Hand, die mit ihren übersteigert langen Fingern den wohl größten erotischen Effekt haben.

Walde selbst gründete 1923 den Kunstverlag Alfons Walde, der seine beliebtesten Bilder als Postkarten und später auch als Kunstdrucke vertrieb. Ab 1946 widmete er sich intensiv seiner Arbeit für Architekturprojekte und erhielt zum 65. Geburtstag 1956 den Titel Professor. Am 11. Dezember 1958 erlitt der schon lange herzkranke Walde im Haus seiner Schwester einen Herzinfarkt und starb. Er war dreimal verheiratet und hatte eine Tochter.

Titelbild: „Vier Badende“ um 1925
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Poster "Almen im Schnee"
Poster „Almen im Schnee“

Gerahmter Kunstdruck von Alfons Walde

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