Das Pelzchen von Rubens

Rubens - Leda und der Schwan-Ausschnitt

Ein privates Gemälde öffentlich gemacht

Peter Paul Rubens (Siegen 1577 – 1640 Antwerpen) war 49 Jahre alt als nach 17 Ehejahren seine erste Frau Isabella Brant an der Pest starb. Er trauerte sehr um sie, denn die Ehe war glücklich, sie hatten drei Kinder.

Rubens und Hèléne Fourment

Wenig später, anlässlich einer Auftragsarbeit für den wohlhabenden Tuchhändler Daniel Fourment, lernte er dessen Tochter Hélène Fourment kennen.

Sie war 16 Jahre und sehr klug und Rubens verliebte sich in sie. So sehr, dass er sich dazu entschloss, sie zu heiraten. Was allgemein nicht ohne Kritik blieb. Er war zu dieser Zeit nicht nur ein Künstler von Rang und Ansehen, sondern hatte auch das Vertrauen des Königs gewonnen, wurde Sekretär des Geheimen Rates und in zahlreichen diplomatischen Missionen in Europa unterwegs.

Hélène Fourment von Jan Boeckhorst
„Hélène Fourment“ von Jan Boeckhorst

Im Jahr seiner Heirat, 1630, schrieb Rubens in einem Brief:

“…ich habe eine junge Frau aus gutem, aber bürgerlichen Haus genommen, obwohl alle Welt mich zu überreden trachtete, eine Hofdame zu ehelichen. Es hat mir gefallen, ein Weib zu nehmen, das nicht errötet, wenn es mich den Pinsel zur Hand nehmen sieht. Um die Wahrheit zu sagen, wäre es mir hart angekommen, den kostbaren Schatz der Freiheit gegen die Liebkosungen einer Alten einzutauschen.”

Natürlich war diese Ehe mit dem jungen Mädchen auch – und vielleicht vor allem – eine erotische Liebesbeziehung. Sie dauerte zehn Jahre, die beiden hatten fünf Kinder, eines wurde erst unmittelbar vor Rubens’ Tod gezeugt.

Rubens "Der Künstler mit seiner Frau Hélène Fourment und ihrem Sohn Peter Paul"
„Der Künstler mit seiner Frau Hélène Fourment und ihrem Sohn Peter Paul“

„Das Pelzchen“ von Rubens

Ich empfinde das Bildnis seiner jungen Ehefrau, genannt „Pelzchen“ als eines der Erotischsten in der Malerei – unabhängig von persönlichen Präferenzen bezüglich eines üppigen oder sehr schlanken Körpers. Wenn man der Meinung ist, dass das Nicht-Sichtbare, das Geheimnisvolle, den erotischen Eindruck auszeichnet, so ist dieses Bild wohl das Paradebeispiel. Das Spiel mit dem Pelz auf nackter Haut hat an sich schon etwas Laszives, weil es das Animalisch-Sinnliche verkörpert.

Rubens-Pelzchen
„Pelzchen“

Rubens hat das Bild für sich selbst gemalt, mit der Absicht, es niemals öffentlich auszustellen. So steht hier eine Frau für ihren Mann Modell und sie tut das in vollkommen ungehemmter Natürlichkeit. Die ungezwungene Pose der Venus mit dem weißen Haarband, das ihre jugendliche Reinheit in Kontrast zu ihrem nackten Körper stellt, erhöht die erotischen Wirkung. Die intime Nähe zwischen der sinnlichen Frau und ihrem Betrachter sind vorher, vielleicht auch nachher, niemals so zum Ausdruck gekommen.

Der Pelz bei Tizian

Übrigens hat schon Tizian dieses Motiv bei seinem „Mädchen im Pelz“ gewählt. Bei ihm entsteht der erotische Reiz durch den Gegensatz zwischen der hellen, weichen Haut und dem dunklen, samtigen Pelz. Rubens aber gelingt es auf einmalige Weise durch das anscheinende Verdecken eines Teiles ihres Körpers, ihn im Ganzen gleichzeitig mehr zu entblößen.

Tizian - "Mädchen im Pelz"
Tizian – „Mädchen im Pelz“

(Anm.: Beide Gemälde befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien)

Titelbild: „Leda und der Schwan“ – Detail

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