Die verstörende Erotik bei Schiele

Der Expressionist Egon Schiele

Egon Schiele (Tulln 1890 – 1918 Wien) wurde nahe Wien geboren. Schon früh entdeckte man sein großes Talent und so wurde er bereits mit 16 Jahren in die Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen.

Im Alter von 19 hatte Schiele schon seine ersten Erfolge, gleichzeitig aber auch Probleme wegen der „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen“, die letztlich in der fälschlichen Beschuldigung sexueller Übergriffe an Minderjährigen gipfelten.

1915 wurde er in den miltärischen Verwaltungsdienst eingezogen und heiratete seine langjährige Freundin Edith Harms, die nicht nur entscheidend zur Beruhigung seines aufgewühlten Wesen beigetragen hat, sondern auch eine inspirierende Wirkung auf ihn hatte und oft von ihm porträtiert wurde.

Das Jahr 1918 beraubte die Welt um die drei Lichtgestalten des Jugendstils: den bedeutendsten Architekten dieser Kunstepoche Otto Wagner und die beiden größten Maler des Jugendstils, Gustav Klimt und am Ende des Krieges, durch die spanische Grippe, auch noch Egon Schiele.

Schiele verehrte Klimt, der sein lebenslanger Freund und auch Mentor war und ihn anfänglich künstlerisch sehr beeinflusst hatte. Doch schon mit 20 Jahren wandte er sich von der Ornamentik ab und ging seinen eigenen Weg.

Schiele – Maler der Kellergewölbe

War Klimt der Maler der Bel Etage, so war Schiele der Maler der Kellergewölbe. Er reißt den Damen den schönen Schleier ab und präsentiert sie in provokanter Betonung ihres Geschlechts, als gestörte und verstörte Wesen der Hölle. Hier birgt der nackte Körper Schrecken und Qual aber auch sinnlichstes Begehren in höchster Form.

Schiele-SchwarzhaarigesMädchen mit hochgeschlagenem Rock
„Schwarzhaarigen Mädchen mit hochgeschlagenen Rock“

Wie bei seinem „Schwarzhaarigen Mädchen mit hochgeschlagenen Rock“ ist er oft auf das Geschlechtsteil fixiert, das er mit überhöhter Emotionalität  betont. Er spreizt und streckt den Frauenkörper schmerzhaft in die Länge, macht ihn eckig, knochig und hart, zieht das Gesicht ins Fratzenhafte und weidet sich an der Hässlichkeit der dadurch verzerrten Formen. Oft taumeln seine Figuren im Nichts eines leeren Hintergrunds.

Schiele - „Liegende Frau“
„Liegende Frau“

Es ist seine totale Enthemmtheit, die uns, wie auch bei seinem wunderbaren Aktbild „Liegende Frau“, sexuell stimuliert. Der Körper bietet sich in nicht mehr zu steigernder Laszivität dar und vermittelt und provoziert ein animalisches Begehren. Über allen seinen Bilder schwebt das Welken, die beginnende Verwesung, der nahende Tod.

„Alles ist lebend tot“, schreibt er als junger Mann.

Schiele der Zeichner

Schiele-„Masturbierende Frau“
„Masturbierende Frau“

Schiele war auch als Maler immer ein Zeichner. Auch bei seiner „Masturbierenden Frau“ wird der Akt zum Geschlechtsakt, auch bei der Selbstbefriedigung wird die Sexualität mit nur ganz wenigen Strichen zur Qual. Auch hier wird seine Faszination für das Geschlecht zur Obsession. Sein verzerrter Realismus macht die erotische Liebe zum düsteren Tanz in den Abgrund. Seine Sexualität verstört und erregt Grauen und Furcht und doch bleibt man als Betrachter lustvoll erschreckt und aufgewühlt stimuliert.

Titelbild: „Liegender weiblicher Akt“ – 1917

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Egon Schiele. Sämtliche Gemälde 1909-1918
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Auszug aus der Beschreibung:

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